Helmut Matt: Radio – Klang der Welt (Wellen, die verbinden)

Rezension von Hendrik Leuker

Erneut hat Helmut Matt, der erprobte DXer aus Herbolzheim (Baden-Württemberg), ein Fachbuch veröffentlicht: Eine Mischung aus Vademecum für das Einmaleins des DX-Hobbys einerseits und der Schilderung eindrucksvoller Erlebnisse bei gewonnenen Hörerreisen und Stationsbesuchen andererseits.

Bucht-Tipp: Helmut Matt – Radio Klang der Welt (Wellen, die verbinden)

Auf 176 Seiten wird dem geneigten Leser nicht langweilig, weil der Autor jemand ist, der mit Herzblut schreibt: „Radio ist meine große Passion. Es bringt die große, weite Welt in das eigene Heim, vermittelt eine große Vielfalt an Informationen und öffnet Denkhorizonte – ganz besonders dann, wenn man sich für den internationalen Kurzwellenrundfunk begeistern kann.“ (S. 118).

Matt beginnt mit seiner Kindheit und Jugend und dem ersten Herantasten auf Kurz- , Lang- und Mittelwelle. Mit 14 Jahren schrieb er seinen ersten Empfangsbericht an „UdSSR. Moskau. Radio“. Dieser kam an und eine schöne QSL-Karte als Empfangsbestätigung nach einigen Wochen zu ihm zurück. Sein erster Weltempfänger war 1974 ein Touring Studio Doppelsuper von „ITT Schaub Lorenz“. Verdient in den Ferien mit dem Sammeln von Heidelbeeren und dem Verkauf derselben an Konditoreien. Von da an war Matt im DX-Fieber, den vielseitig interessierten Jugendlichen hatte es einfach gepackt!

Er lernte mit der Zeit die vielen Facetten des Hobbys kennen und kann folglich nun kompetent und verständlich darüber schreiben: Der Leser erfährt bei der Buchlektüre einiges über Spionage-, Geheimsender und Störsender (Jamming), der Bedeutung von Propaganda im Äther, Religion und Glaube im Radio, Piraten und freien Radios, Funkdiensten wie z.B. CW („Continous Wave“, mithin Telegrafie per Morsezeichen) und RTTY („Radio Teletype“, Funkfernschreiben im engeren Sinn), von Preisen bei Hörerwettbewerben (z.B. Aufsatzschreiben über ein bestimmtes Thema) sowie dem geselligen Beisammensein und Fachsimpelei unter Gleichgesinnten bei DX- Camps und Hörertreffen.

Wie schafft es Helmut Matt nur so oft unter den Gewinnern von Aufsatzwettbewerben zu sein, die ihn in die Lage versetzen, Reisen zu den internationalen Radiostationen anzutreten, da er von diesen als (einer der) Gewinner eingeladen wurde, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen des jeweiligen Landes kennenzulernen? Nun, nicht viele sind in der Lage, ihre Gedanken komprimiert und sprachlich derart ansprechend zu Papier zu bringen.

Im Buch geht es folgerichtig um Hörerreisen zu den Studios und Redaktionen der Auslandsstationen, zu den Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Länder und zu Sendeanlagen der Kurzwellensender zwischen 2004 und 2013. Angefangen mit einem Besuch bei Radio Prag und einer Reise in die Volksrepublik China, u.a. zum Westsee und in die „Verbotene Stadt“, und den Besuch in den Studios von China Radio International (CRI) in Peking. Dann folgen Reisen zu Radio Rumänien International (RRI) in Bukarest und nach Constanza am Schwarzen Meer und zur „Stimme der Türkei“ in Ankara mit Stadtbesichtigung von Istanbul. Auch durfte Matt der 20-Jahr-Feier von Radio Taiwan International (RTI) in Taipeh mit Rundreise durch Taiwan im Jahr 2006 beiwohnen. In diesem Zusammenhang möchte ich die Anmerkung machen, dass der Kurzwellensender in Tainan zumindest für Direktsendungen im Jahr 2008 reaktiviert wurde und die Reaktivierung desselben nicht, wie es auf S.114 steht, ganz unterblieben ist.

Ob Olympische Sommerspiele in Peking und Qingdao (Segelwettbewerbe) 2008 oder EXPO in Shanghai 2010, Helmut Matt durfte mit seiner Frau Linda schon vorher einen Blick hinter die Kulissen werfen inklusive seiner Rede vor dem Chinesischen Volkskongreß. 2009 gründete Matt einen CRI-Klub (Hörerklub) in Freiburg, der es seinerzeit auf 160 Mitglieder brachte, die CRI auf Kurzwelle und im Internet verfolg(t)en. Bedauerlicherweise sendet CRI auf Kurzwelle keine redaktionellen Beiträge mehr, sondern nur noch folkloristische Musik quasi als Platzhalter für die Frequenzen.

Das Buch handelt noch von einer Reise des Autors zu Radio Bulgarien nach Sofia im Jahr 2013. Dann macht er sich abschließend Gedanken um Radio heute und die Zukunft des Radios. Am Anfang des Buches erwähnt der Autor, dass Mittel- und Kurzwellensignale wohl noch am beständigsten wären. Er warnt zurecht vor Desinformation und Propaganda auf kurzen Wellen. Bei einem Satz wie „auch gezielte Unterwanderung durch Parteien und Interessengruppen, wie wir sie in diesen Tagen erleben, dürfen dabei nicht unerwähnt bleiben“ (S.9) wäre aber eine Differenzierung zwischen Staatsmedien wie in der Volksrepublik China und in der Russischen Föderation existent und öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland und Österreich angebracht gewesen. Insgesamt ein lesenswertes Buch für Ein- und Umsteiger auf kurzen Wellen!

Bibliografie:
Helmut Matt: Radio – Klang der Welt (Wellen, die verbinden)
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1. Aufl. Norderstedt, Juli 2024, 176 S.
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