Warnstreik beim WDR: Zentrale Kundgebungen in Dortmund und Köln

Unmittelbar vor der nächsten Runde der Vergütungstarifverhandlungen für die festangestellten Beschäftigten und die arbeitnehmerähnlichen Freien haben die Gewerkschaften DJV, Ver.di und VRFF für den 15. August erneut zum Warnstreik beim WDR aufgerufen. Die Streikenden aus ganz NRW treffen sich am Donnerstagvormittag in Dortmund und Köln zu zentralen Kundgebungen.

Warnstreik (Bild: ver.di)
Warnstreik (Bild: ver.di)
DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah (Bild: djv.de)
DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah (Bild: djv.de)

„Wir hoffen, der Arbeitgeber hat die Zeit seit der letzten Verhandlungsrunde am 2. Juli dazu genutzt, sein Angebot stark zu verbessern. Der erfolgreiche fünftägige Warnstreik Mitte Juli und der erneute Weckruf heute sollten für den WDR Grund genug sein, die bisherige Verhandlungstaktik gründlich zu verändern. Es geht um Respekt und Wertschätzung für die Forderungen der Mitarbeiter:innen“, sagt DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah. „Was der WDR bisher vorgelegt hat, ist schlechter als in fast allen anderen ARD-Anstalten und liegt meilenweit von der traditionellen Kopplung an den Öffentlichen Dienst entfernt. Das akzeptieren wir nicht!“

Der eintägige Streik dauert von Donnerstag, 2 Uhr früh, bis Freitag, 2 Uhr. Die Gewerkschaften planen zwei zentrale Kundgebungen: In Dortmund finden sich am Donnerstag um 11 Uhr vor dem Deutschen Fußballmuseum (nahe Hauptbahnhof) die Streikenden aus den Studios Dortmund, Bielefeld, Essen, Duisburg, Münster und Siegen zusammen. Die streikenden Journalist:innen der WDR-Studios Köln, Aachen, Bonn, Wuppertal und Düsseldorf versammeln sich in Köln vor dem 1LiveHaus in der Mörsergasse zum Streikfrühstück und beginnen ab 10 Uhr mit ihrer Kundgebung.

„Die festen und freien Beschäftigten des WDR haben nun mehrfach ganz klar bewiesen, dass sie weiter für ein faires Angebot ihres Arbeitgebers kämpfen werden – der Ball liegt jetzt im Feld des WDR. Höchste Zeit, dass der den Beschäftigten entgegenkommt und ihnen ein reelles Tarifangebot macht“, betont Kah. Die Gespräche zu den Vergütungstarifverhandlungen für Festangestellte und arbeitnehmerähnliche Freie gehen am Freitag in der fünften Runde weiter.


Update vom 16.08.2024

Sender schließt bei neuem Tarifangebot Freie aus – WDR will Keil in Belegschaft treiben

Der WDR hat in der 6. Verhandlungsrunde am 16. August 2024 zum Vergütungstarifvertrag den Gewerkschaften ein neues Angebot vorgelegt. Er will weiter eine Abkehr von der Orientierung am Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst durchsetzen. Der Sender versucht jetzt, festangestellte und arbeitnehmerähnliche freie Beschäftigte auseinanderzudividieren. Denn Freie sollen von einer möglichen Tariferhöhung nicht profitieren.

„Wir finden es sehr bedenklich, dass die Geschäftsleitung versucht, einen Keil zwischen die Festangestellten und die arbeitnehmerähnlichen Freien des WDR zu treiben“, kommentiert DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah. „Das lassen die Kolleginnen und Kollegen nicht zu – und werden auch dagegen kämpfen, dass die Tariferhöhung für die Belegschaft von der gewohnten Orientierung am Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst abgekoppelt wird.“

Das heutige Angebot des WDR umfasst eine garantierte Tarifsteigerung von 4,71 % ab 1. Oktober 2024 bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Weitere 2,46 % lineare Steigerung ab 1. Januar 2026 will der Sender nur dann zugestehen, wenn es zur von der KEF vorgeschlagenen Anpassung des Rundfunkbeitrags kommt. Für die ersten neun Monate des Jahres 2024 bietet der Arbeitgeber als Ausgleich eine Einmalzahlung an. Außerdem soll es 50 Euro mehr für Azubis geben.

Zum Vergleich: Der Abschluss im Öffentlichen Dienst, an dem sich der WDR zuvor traditionell orientierte, hat ein Gesamtvolumen von 11,11 % bei einer Laufzeit von 25 Monaten und enthält unter anderem eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro netto.

Aber nicht genug, dass das WDR-Angebot weit unter diesem Standard liegt. Der Arbeitgeber macht es auch nur seinen Festangestellten, nicht aber den arbeitnehmerähnlichen Freien. „Wir haben ein Problem damit, zusätzliches Geld in ein veraltetes System zu stecken“, so WDR-Personalchef Kurt Schumacher als Vertreter des Senders. Die Geschäftsleitung möchte zu diesem Zeitpunkt die Honorare für die Freien nicht erhöhen, sondern erst die Einigung zum neuen Honorarrahmen abwarten.

„Es ist wirklich erschreckend, wie wenig Wertschätzung der Arbeitgeber für die Freien erkennen lässt“, betont Volkmar Kah. „Dabei sind es genau die Menschen, die Tag für Tag ganz wesentlich dafür sorgen, dass der WDR ein Programm von hoher Qualität senden kann. Sie werden durch den Ausschluss von diesem Angebot vor den Kopf gestoßen. Erst gestern haben die Kolleg:innen in einem weiteren Warnstreik gezeigt, dass sie für ihre Forderungen als Freie und Festangestellte zusammenstehen. Sie werden sich in diesen Verhandlungen nicht auseinanderdividieren lassen.“

Der gestrige Warnstreik hatte zu spürbaren Programmausfällen beim WDR geführt: Unter anderem war das Morgenmagazin (MOMA), bei dem der WDR federführend ist, auf nur 30 Minuten Livesendung geschrumpft, die danach als Aufzeichnung in Dauerschleife lief. Außerdem fielen im WDR-TV einige „Lokalzeiten“ aus. Im Hörfunk bestreikten die Beschäftigten in der Nacht die Hauptnachrichten, darüber hinaus gab es bei WDR 2 ebenfalls keine „Lokalzeit“.


Update vom 29. August 2024

Warnstreik und Protestaktion am WDR-Studio Essen

„Die WDR-Freien gehören zu uns, Tom Buhrow!“

Mit einer Protestaktion vor dem Landesstudio Essen wollen Journalist:innen des WDR heute um 14:30 Uhr den WDR-Intendanten Tom Buhrow persönlich mit ihren Forderungen zum Vergütungstarifvertrag konfrontieren. Als Reaktion auf das jüngste Angebot der Geschäftsleitung sind am heutigen 29. August festangestellte und arbeitnehmerähnliche freie Journalist:innen sowie Volontär:innen des WDR aus dem Landesstudio Essen am Nachmittag in den Warnstreik getreten.

„Den WDR-Intendanten erwartet ein lautstarker Protest, wenn er heute zu einem Treffen mit 40 Wirtschaftsvertreter:innen ins Essener Landesstudio kommt. Denn die festangestellten Journalist:innen und die vielen arbeitnehmerähnlichen Freien, deren Arbeit ganz wesentlich die Qualität des WDR-Programms ausmacht, sind mehr als enttäuscht über den bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen“, sagt DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah.

Die Geschäftsleitung hatte bei der Verhandlungsrunde am 16. August ein sehr mageres Tarifangebot auf den Verhandlungstisch gelegt, das die Abkehr von der traditionellen Orientierung am Abschluss im Öffentlichen Dienst bedeutet. „Zuletzt hat der Sender obendrein die arbeitnehmerähnlichen Freien von dem Angebot ganz ausgeschlossen“, ergänzt Kah. „Auf diesen Spaltversuch reagieren die Kolleg:innen jetzt mit einem erneuten Warnstreik. Sie fordern heute von ihrem Intendanten ganz unmittelbar: Machen Sie sich für ein weit besseres Angebot stark, Herr Buhrow, und schließen Sie die freien Kolleg:innen mit ein, denn sie gehören zu uns und verdienen ebenso Sicherheit und Perspektive.“

Aktuell weigert sich der WDR, seinen über 2.500 arbeitnehmerähnlichen Freien überhaupt ein Angebot zu machen. Der Sender behält sich weiter vor, sich nach gar keinem mit den Gewerkschaften gemeinsam beschlossenen Honorarrahmen mehr zu richten, wenn diese nicht bald nachgeben.

Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW (DJV-NRW) hat gemeinsam mit den Gewerkschaften ver.di und VRFF am heutigen 29. August die arbeitnehmerähnlichen Freien und die festangestellten journalistisch Beschäftigten sowie die Volontär:innen des WDR im Landestudio Essen von 14 bis 21 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Die Streikkundgebung findet von 14 Uhr bis 18 Uhr direkt vor dem WDR-Landesstudio Essen statt. Gegen 14.30 Uhr wollen die Streikenden dort WDR-Intendant Tom Buhrow und die Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme Gabi Ludwig empfangen, die sich im Rahmen der losen Veranstaltungsreihe „WDR trifft…“ mit 40 Vertreter:innen aus NRW-Wirtschaftsunternehmen im Studio austauschen werden.

In der sechsten Verhandlungsrunde zum Vergütungstarifvertrag am 16. August 2024 hatte der WDR eine garantierte Tarifsteigerung von 4,71 % ab 1. Oktober 2024 bei einer Laufzeit von 36 Monaten angeboten. Weitere 2,46 % lineare Steigerung ab 1. Januar 2026 will der Sender nur zugestehen, wenn es zur von der KEF vorgeschlagenen Anpassung des Rundfunkbeitrags kommt.

Die Gewerkschaften lehnen das Angebot ab und fordern im Wesentlichen eine Erhöhung, die an den Abschluss des Öffentlichen Dienstes angelehnt ist. Dieser umfasst ein Gesamtvolumen von 11,11 % bei einer Laufzeit von 25 Monaten und enthält unter anderem eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro netto. „Das ist die Richtung, in die die Verhandlung für uns weitergehen wird“, kündigt Volkmar Kah an.

Alle Informationen zur WDR-Tarifrunde

Quelle: DJV NRW

Weiterführende Informationen

AIR BARMEN
MEDIENTAGE MÜNCHEN 2024