DAB+ Regio in NRW: Milling Broadcast Services bewirbt sich als Plattformbetreiber

Am 27.06.2024 endete die Bewerbungsfrist für die regionalisierten DAB+ Multiplexe in Nordrhein-Westfalen. Laut Medienanstalt NRW sind 53 Anträge von Hörfunkveranstaltern eingegangen. Außerdem haben sich 4 Plattformanbieter beworben. Darunter befindet sich auch die Milling Broadcast Services, wie RADIOSZENE nun exklusiv erfuhr.

Christian Milling vor DAB+ Sender (Bild: privat)
Christian Milling vor DAB+ Sender (Bild: privat)

Jörn Krieger hat für RADIOSZENE folgendes Interview mit Geschäftsführer und Firmengründer Christian Milling geführt.


RADIOSZENE: Herr Milling, wir haben hinter vorgehaltener Hand erfahren, dass sich Ihre Firma Milling Broadcast Services GmbH als Plattformbetreiber bei der Ausschreibung regionaler DAB+ Multiplexe in Nordrhein-Westfalen beworben hat. Ist das richtig?

Christian Milling: Ja, das ist richtig.

Jörn Krieger: In den einschlägigen Medien war dazu aber nichts zu lesen.

Christian Milling: Das mag daran liegen, dass uns niemand „auf dem Schirm hatte“ (lacht).

RADIOSZENE: Haben Sie sich auf ganz NRW beworben?

Christian Milling: Nein, wir haben uns auf das Gebiet 1 (Köln/Bonn/Aachen) beschränkt. Unser Firmensitz ist im Verbreitungsgebiet, genauer gesagt in der Eifel. Und wir sehen an vielen Orten, dass selbst 13 Jahre nach der Einführung von DAB+ die ländlichen Regionen in der Versorgung vernachlässigt werden.3705ad3e75bd4372b4a3ddd585af6914

Insbesondere für die Lokalradios ist es absolut nicht zielführend, nur in den Metropolen empfangbar zu sein. Wir wollen das ändern. Gerade durch die Erfahrungen nach der Flut im Ahrtal vor drei Jahren wissen wir alle, wie wichtig zuverlässig empfangbarerer terrestrischer Rundfunk ist.

RADIOSZENE: Also wollen Sie nur diese lokalen Sender auf dem entsprechenden Mux haben?

Christian Milling: Nein, wir haben natürlich auch Absichtserklärungen weiterer Sender bekommen, die entweder nur bei uns senden möchten oder auf allen ausgeschriebenen Muxen. Wir nehmen die Vielfaltsanforderung der nordrhein-westfälischen Medienanstalt NRW sehr ernst und wollen auch Formate außerhalb des Pop-Rock-Schlager-Spektrums in das Programmbouquet aufnehmen.

RADIOSZENE: UKW ist in der Technik ja etwas anderes als DAB+. Haben sie darin Erfahrung?

Christian Milling (Bild: privat)
Christian Milling (Bild: privat)

Christian Milling: Ja. Wir befassen uns seit 2017 mit dem Thema DAB+. In Rostock betreuen wir den DAB+ Multiplex von LOHRO. In Rheinland-Pfalz betreiben wir seit 2021 einen eigenen, von der dortigen Medienanstalt genehmigten Multiplex in der Region Bad Kreuznach/Bingen, also vor den Toren von Mainz. Hier läuft ein Gleichwellennetz (SFN) über zwei Sendeanlagen mit einem Mix von lokalen Programmen und Spartenformaten. Nach dem Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine haben wir zudem zusammen mit der Medienanstalt Rheinland-Pfalz einen Weg gefunden, das ukrainische öffentlich-rechtliche Radio auf dem Multiplex weiterzuverbreiten, um damit den Geflüchteten einen einfachen Zugang zu Informationen zu ermöglichen.

RADIOSZENE: Kommen wir wieder zu NRW. Wie hoch rechnen Sie sich die Chancen aus, einen Zuschlag für das Gebiet 1 zu erhalten?

Christian Milling: Hätten wir uns keine Chance ausgerechnet, hätten wir uns die Arbeit nicht gemacht. Eine Bewerbung ist ja nicht nur ein einfacher Brief mit den Worten „Wir bewerben uns“. Vielmehr sind ausführliche Unterlagen mit vielen Informationen notwendig. Wir kennen die Bedürfnisse des privaten Hörfunks sehr gut und verstehen die Doppelbelastung durch einen Simulcast von UKW und DAB+.

RADIOSZENE: Wer entscheidet denn jetzt, ob Sie zum Zug kommen und wann erfahren wird das?

Christian Milling: In der Medienanstalt NRW werden erst einmal alle Unterlagen gesichtet – von den Plattformbewerbern wie von den Programmanbietern, die sich ja parallel beworben haben. Das ist viel Papier und dauert seine Zeit. Hier wird auch geschaut, ob die Unterlagen korrekt und vollständig sind.

Gibt es mehr Bewerber als Übertragungskapazitäten, kommt es zum Verständigungsverfahren unter allen Bewerbern. Scheitert dieses, wird die Medienanstalt eine Auswahlentscheidung treffen, gegen die die Unterlegenen den Rechtsweg beschreiten können. Im besten Fall sind die neuen Multiplexe im ersten Quartal 2025 „on air“, im Klagefall kann das sich aus Erfahrung noch Jahre hinziehen. Es wird auf jeden Fall ein spannender Herbst.

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