Ruben Jonas Schnell: „Wir lieben das Radio in Echtzeit!“

Wo gibt es im deutschen Radio „jenseits des Mainstream“ noch fachkundig moderierte und kuratierte Musiksendungen? Ambitioniertes Musik-Feuilleton? Nun, werden viele sagen: „Dies ist Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen!“. Diese Pflicht erfüllen sie heute innerhalb ihrer Kulturformate oder in Angeboten wie rbb radioeins. Und sonst? Leider (immer weniger werdend) im nicht-kommerziellen Hörfunk, bei kleineren Privatsendern wie FluxFM, egoFM – oder in einmaliger Form bei ByteFM. Der 2008 vom Musikjournalisten Ruben Jonas Schnell gegründete Sender hat sich in der deutschen Radiolandschaft über die Jahre zu einem wahren musikalischen Biotop entwickelt.

Ruben Jonas Schnell (Bild:© ByteFM)
Ruben Jonas Schnell (Bild:© ByteFM)

Der Sender definiert sich als „musikbezogenes Autorenradio“ und präsentiert „alles, was in der modernen Popmusik wichtig ist“. Auf dem Programmplan finden sich moderierte Sendungen, Mitschnitte von Livekonzerten und exklusive Mixe von lokalen und internationalen Discjockeys. Dabei wird eine barrierefreie und sehr große Breite an Musikstilen berücksichtigt, die in dieser kompakten Form weder bei der ARD, Deutschlandradio oder sonst wo stattfinden – wie beispielsweise alternative Rockformen, Jazz, Country, elektronischer Musik, Weltmusik, französische Chansons, Footwork, Afrobeats bis zur Klassik. Gut, Deutscher Schlager findet sich bei Durchsicht der Programmfahnen eher selten, ist grundsätzlich aber auch möglich. Alle Sendungen sind mit Bedacht zusammengestellt und moderativ kompetent verpackt.

Gesendet wird – neben der Internet-Verbreitung – über UKW in Hamburg, digital-terrestrisch via DAB+ in Hamburg und Berlin. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Verbreitungsoptionen wie Kabel, App, Carplay oder externe Player.

Ruben Jonas Schnell gründete vor 16 Jahren ByteFM als Webradio

Programmchef Schnell, der viele Jahre als freier Mitarbeiter für die Musikredaktion „Nachtclub“ bei NDR Info arbeitete und Mitglied der Jury des „Preises der Deutschen Schallplattenkritik“ ist, hat seinem Programm einen übersichtlichen und klaren Kurs verordnet. Weit entfernt vom großflächigem Formatradioeinerlei und nervtötender Eigenpromotion. Seine Klammern definiert er als „gute Musik und kritischem Musikjournalismus“. ByteFM setzt sich in vielfacher Form mit Musik auseinander: in Kulturmagazinen, Album-Rezensionen und Interviews, mit umfangreichen Berichten über die Live-Szene, Portraits von Labels, KünstlerInnen und Bands, Szenen und Zusammenhängen.

ByteFM-Bunker (Bild:© Marius Magaard)
ByteFM-Bunker (Bild:© Marius Magaard)

2009 wurde ByteFM mit dem „Grimme Online Award SPEZIAL“ ausgezeichnet, am 24. September 2009 mit dem „Hamburger Musikpreis HANS“ als Musikmedium des Jahres und mit dem Medienpreis „LeadAward“. 2014 gewann der Sender den „Rocco Clein Preis“ für Musikjournalismus.

Ruben Jonas Schnell und seine Mitstreiter haben in den vergangenen 16 Jahren mit Herzblut eine ganze Menge für die Musik geleistet. Im Grunde ist ByteFM – zumindest was die kulturelle Musikvielfalt anbelangt – so etwas wie die 12. öffentlich-rechtliche Sendeanstalt in Deutschland. Nur etwas kleiner und (leider) ohne Gebühreneinnahmen. Denn bei der Deckung des Sendebetriebs verzichtet der Sender konsequent auf die branchenüblichen Einnahmequellen. Wichtigstes Standbein bei der Finanzierung ist ein Förderkreis von Unterstützern, die das Programm mit einem jährlichen Obolus am Laufen halten.

RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit dem Senderchef über Programmkonzept und Perspektiven.


RADIOSZENE: 2022 war für Ihren Sender ein sehr wichtiges Jahr: seit diesem Zeitpunkt sind Sie täglich jeweils 24 Stunden lang in Hamburg terrestrisch über UKW und DAB+ sowie in Berlin über DAB+ empfangbar. Welche Erfahrungen können Sie uns zum DAB+ Empfang berichten?

Ruben Schnell (Bild: ©ByteFM)
Ruben Schnell (Bild: ©ByteFM)

Ruben Jonas Schnell: Vor allem die Verbreitung unseres Programms über UKW macht einen riesigen Unterschied für uns. Gestartet sind wir mit ByteFM 2008 als reines Webradio. Seit wir (seit Anfang 2022) in Hamburg rund um die Uhr über UKW senden, hat die Bekanntheit von ByteFM enorm zugenommen und auch der Förderverein „Freunde von ByteFM“, der unseren Sender maßgeblich finanziert, ist in Hamburg seitdem deutlich gewachsen. 
Wir können UKW- und DAB+ Hörer*innen aktuell nicht unabhängig voneinander auswerten. Aber in Berlin, wo ByteFM seit März 2022 ebenfalls via DAB+, aber nicht über UKW zu empfangen ist, hat sich die vergrößerte technische Reichweite weniger spürbar ausgewirkt. 
Weitere terrestrische Ausspielwege wären schön, kommen aber aus Kostengründen aktuell nicht für uns in Frage.

„Wir lieben das Radio in Echtzeit!“

RADIOSZENE: In wie weit trennen Sie inhaltlich das Hamburger UKW-Angebot vom – über online und App empfangbaren bundesweiten – Programm? Bieten Sie hier verschiedene Programmvarianten?

Ruben Jonas Schnell: Das Programm unterscheidet sich nur an wenigen Punkten: Lediglich das „StadtMagazin“ (montags, mittwochs und freitags zwischen 7 und 9 sowie 19 und 21 Uhr) mit Gästen aus Hamburgs Kultur und Gesellschaft und unser wöchentlicher „Konzertkalender“ für Hamburg sind im normalen ByteFM-Webstream nicht zu hören.

RADIOSZENE: Haben Sie Erkenntnisse, in welchem Verhältnis terrestrisches Programm vs. online genutzt wird? Gibt es (zumindest) Trends über die Entwicklung der Hörerzahlen von ByteFM?

Ruben Jonas Schnell: Wegen der hohen damit verbundenen Kosten verzichten wir auf die Auswertung der Reichweite unseres Programms über die MA. ByteFM ist nicht werbefinanziert. MA-Zahlen sind daher für uns nicht zwingend notwendig.

Wie gesagt stellen wir aber eine deutlich höhere Durchdringung des Hamburger Marktes fest, seitdem ByteFM hier über UKW sendet. Viele Hamburger*innen haben ByteFM als terrestrisches Radio überhaupt erst kennengelernt. Der jährliche Zuwachs an Hamburger Mitgliedern für unseren Förderverein hat sich seit Januar 2022 verdreifacht.

RADIOSZENE: Als eine Art „Einschaltradio“ dürfte die Hörerschaft doch eher heterogen aufgestellt sein …

Ruben Jonas Schnell: Inzwischen ja. Uns hören Menschen mit ganz unterschiedlichen Backgrounds. Viele davon lernen ByteFM nun zufällig im Autoradio kennen und hören dann regelmäßig, weil sie unser liebevoll handgemachtes Programm ohne Werbespots zu schätzen wissen. Durch die Verbreitung des Programms über UKW können wir viele Menschen für ByteFM begeistern, die sich selbst nicht als ausdrückliche Musikfans bezeichnen. Über das Internet erreichen wir vor allem Menschen, die sich sehr für Musik interessieren und die gezielt nach einem Programm wie ByteFM gesucht haben.

„Wir stellen eine deutlich höhere Durchdringung des Hamburger Marktes fest, seitdem ByteFM hier über UKW sendet“

RADIOSZENE: Wie viele Moderatoren und Mitarbeiter hinter den Kulissen sind aktuell für ByteFM tätig?

Ruben Jonas Schnell: Etwas mehr als 100 Personen.

ByteFM-Team (Bild: ByteFM)
ByteFM-Team (Bild: ByteFM)

RADIOSZENE: Inzwischen steckt eine ganze Menge „Hamburg“ im Programm, welches das Musik- und Kulturgeschehen der Stadt umfänglich abbildet …

Ruben Jonas Schnell: Im „StadtMagazin“ sind wöchentlich an drei Tagen Hamburger*innen aus Kultur und Gesellschaft für ausführliche, persönliche Interviews zu Gast. Dazu ist Musik zu hören, die diese Menschen selbst am liebsten hören, bzw. die sie in ihrem Leben begleitet hat. Schauspielerinnen und Intendanten, Sportlerinnen und Autoren, Wissenschaftlerinnen und Taxifahrer stehen uns im „StadtMagazin“ eine Stunde lang Rede und Antwort. 
Darüber hinaus besuchen uns werktags im „ByteFM Magazin am Nachmittag“ fast täglich Bands, die oft auch live Musik machen. Darunter sind viele Hamburger, aber auch Musiker*innen aus anderen Städten und internationale Acts.

ByteFM-Chef Ruben Jonas Schnell (Bild: ©DirkPudwell)
ByteFM-Chef Ruben Jonas Schnell (Bild: ©DirkPudwell)

Wir arbeiten eng mit zahlreichen Kulturinstitutionen in Hamburg zusammen. So bestehen Partnerschaften mit der Elbphilharmonie, dem Deutschen Schauspielhaus, dem Reeperbahn Festival, den Deichtorhallen, dem Veranstaltungszentrum Kampnagel oder den Hamburger Bücherhallen. Aber ByteFM kooperiert auch mit Institutionen außerhalb Hamburgs, z.B. mit dem Städel Museum in Frankfurt, dem Ausstellungshaus für Fotografie C/O Berlin oder mit der taz.

RADIOSZENE: Die Hamburger Musik- und Kulturszene folgt sehr regelmäßig (und gerne) den Einladungen zu ausgiebigen Gesprächen in Ihre Studios. Füllen Sie hier auch Lücken, die der NDR nicht mehr so umfänglich besetzt. Dass dort beispielsweise seit einigen Monaten eine Sendung wie „Hamburg Sounds“ nicht mehr zu hören ist, spielt Ihnen doch sicher in die Karten …

Ruben Jonas Schnell (Bild: ©ByteFM)
Ruben Jonas Schnell (Bild: ©ByteFM)

Ruben Jonas Schnell: Ganz bestimmt ist das so. Warum der NDR in seinem Programm immer weniger Platz für diese interessanten Inhalte bietet, ist mir unverständlich. Denn mit ByteFM stoßen wir damit auf großes Interesse.

RADIOSZENE: Welche Themenbreite decken Sie in den Hamburg-Magazinen ab?

Ruben Jonas Schnell: In unseren Magazinen weisen wir auf Kultur- und Musik-Veranstaltungen in Hamburg und dem gesamten deutschsprachigen Raum hin. Wir stellen neue und alte Musik vor und spielen alles, was „gut“ ist. Musikalische „Genregrenzen“ gibt es nicht. Neben unser eigenen Musikauswahl, bzw. der Songauswahl unserer Autor*innen, steht im „StadtMagazin“ Musik, die unsere Gäste auswählen.

RADIOSZENE: Die Kernkompetenz von ByteFM sind die – von ausgewiesenen Musikkennern zusammengestellten – kuratierten Sendungen Ihrer Autoren. Im Bereich der Popkultur bieten Sie hier eine in Deutschland unerreichte Dichte an Musikspecials. Einfacher gefragt: welche Stile decken Sie eigentlich nicht ab?

Ruben Jonas Schnell: Neben den Magazin-Sendungen strahlen wir pro Woche etwa 35 Autor*innen-Sendungen mit unterschiedlichen musikalischen Schwerpunkten aus. Viele dieser Shows laufen wöchentlich, einige auch nur alle zwei oder alle vier Wochen. Wir schließen keine Genres aus. Es gibt alles, was wir für „gut“ halten. Zwar im Moment keine Schlager-Sendung, aber auch das ist denkbar, denn natürlich gab es in den letzten 100 Jahren auch tolle, geistreiche Musik dieses Genres. Wir schränken uns nicht unnötig ein.

ByteFM-Studio (Bild: ©Dirk Pudwell)
ByteFM-Studio (Bild: ©Dirk Pudwell)

Das musikalische Portfolio des Programms ergibt sich aus den Ideen und dem Angebot unserer Autor*innen. Viel Neues und Unbekanntes ist zu hören, aber auch alte gute Musik. 
Für neue Sendungsideen sind wir grundsätzlich offen. Wobei uns eine möglichst hohe Diversität des Teams wichtig ist und wir inzwischen vor allem Interesse an Moderatorinnen haben sowie an Autor*innen mit nicht-binärem Hintergrund und an People of Color. 
Generell ist uns wichtig, dass sich unsere Programm-Macher*innen nicht nur musikalisch gut auskennen, sondern Sendungen so präsentieren, dass das Zuhören Spaß macht und nicht ausgrenzt.

„Wir haben den Eindruck, dass Genregrenzen auch für unser Publikum immer unwichtiger werden“

RADIOSZENE: Gibt es Erkenntnisse, welche Musikgenres innerhalb der Hörerschaft besonders gefragt sind?

Ruben Jonas Schnell: Eine eindeutige Präferenz einzelner Genres durch unsere Hörer*innen können wir nicht feststellen. Im Gegenteil haben wir den Eindruck, dass Genregrenzen auch für unser Publikum immer unwichtiger werden.

RADIOSZENE: Bei ByteFM hört man überwiegend Musik, die sich in weiten Teilen „jenseits des Mainstreams“ einzuordnen lässt: Bei den allermeisten deutschen Radiosendern sind diese Genres nicht zu hören. Haben Sie mit Ihrem Konzept im deutschsprachigen Raum damit ein Alleinstellungsmerkmal?

Ruben Jonas Schnell: Das denke ich schon. Es gibt zwar noch ein paar andere Sender, die Musik „jenseits des Mainstreams“ abbilden, unsere musikalische Bandbreite ist aber einmalig.

RADIOSZENE: Bieten Sie auch Musikangebote, die sich gezielt auch an junge beziehungsweise jüngere Jahrgänge wenden? Haben Ihrer Meinung nach diese jungen Milieus heute überhaupt einen noch Zugang zu den Formen von Musikfeuilleton, wie ByteFM ihn pflegt und anbietet?

Liz Remter (Bild: ByteFM)
Liz Remter (Bild: ByteFM)

Ruben Jonas Schnell: In der Sendung „Teenage Kicks“ laden wir gezielt jüngere Menschen ins Programm: Schulklassen und einzelne Jugendliche, die hier die Möglichkeit bekommen, eine eigene Musikauswahl und eigene Themen zu präsentieren. Viele der Jugendlichen berichten, dass sie Radio bisher nur im Auto ihrer Eltern hören. Häufig gelingt es uns, sie für das Medium Radio neu zu begeistern. Denn sie erleben, dass bei ByteFM nicht wie bei anderen Sendern eine beliebige Auswahl gefälliger Mainstream-Songs zu hören ist, sondern Musik, die sie selbst interessiert. Viele der Jugendlichen sind überrascht, wenn sie feststellen, dass bei ByteFM Musik stattfindet, die sie selbst mögen. Nach den gemeinsamen Produktionen haben einige dann mehr Lust auf Radio, sowohl als Hörer*innen, als auch am Mikrofon.

RADIOSZENE: Ein wichtiger Teil ihres Alleinstellungsmerkmals ist die Kompetenz Ihrer Programmgestalter, die die Hörerschaft mit Musikbegeisterung und Fachwissen an das Medium binden. Geschätzt wird bei ByteFM der Musikmoderation täglich rund drei Stunden reine Sendezeit eingeräumt. Bei den meisten deutschen Sendern ist das Wort „Fachkräftemangel“ schon lange kein Fremdwort mehr. Und bei Ihnen?

Ruben Jonas Schnell: Ein großer Teil unserer Moderator*innen ist seit vielen Jahren dabei, etliche von Anfang an, seit 2008. Dafür bin ich auch persönlich sehr dankbar!

Da es in der deutschsprachigen Radiolandschaft kein vergleichbares Programm gibt, haben wir mit Fachkräftemangel bisher nicht zu kämpfen. Wer sich für Musik und Radio interessiert, sieht bei ByteFM die Möglichkeit, eine eigene Musiksendung zu präsentieren und unkompliziert berufliche Erfahrungen im Hörfunk zu sammeln. Viele Menschen, die in den vergangenen 17 Jahren bei ByteFM das Radiomachen gelernt haben, sind heute auch für öffentlich-rechtliche Sender tätig. In der Regel bleiben diese Leute uns mit eigenen Sendungen erhalten.

RADIOSZENE: Woher rekrutieren Sie ihre Moderatoren?

Ruben Jonas Schnell: Wir rekrutieren in der Regel keine Moderator*innen, sondern interessierte Menschen kommen eigenständig auf uns zu.

„Viele der Jugendlichen sind überrascht, wenn sie feststellen, dass bei ByteFM Musik stattfindet, die sie selbst mögen“

RADIOSZENE: Welchen Stellenwert räumen Sie neuerschienener Musik und jungen Talenten sowie der Übertragung von Konzerten ein?

Ruben Jonas Schnell: Einen sehr großen. Unsere Autor*innen suchen permanent nach neuer Musik und nach jungen Künstler*innen, um sie in ihren Sendungen vorzustellen. ByteFM präsentiert Tourneen junger Bands aus Deutschland und dem Rest der Welt und kündigt die Konzerte im Radio an.
Von Anfang an wollten wir mit ByteFM jungen Acts möglichst viel Aufmerksamkeit verschaffen. ByteFM sollte frisch klingen. Mit „Anstoß“ gibt es eine Sendung, die sich ausschließlich um bisher unveröffentlichte Musik kümmert.
Live Konzerte strahlen wir aktuell einmal im Monat im Rahmen unserer Kooperation mit dem Reeperbahn Festival aus.

RADIOSZENE: Sie verzichten weiter konsequent auf die im Radio bekannten klassischen Werbeformen. Wird das künftig doch ein Thema für Sie? Über welche Quellen finanzieren Sie den Sendebetrieb?

Ruben Jonas Schnell: ByteFM finanziert sich im Wesentlichen durch den Förderverein „Freunde von ByteFM“ mit aktuell rund 9.500 Mitgliedern, die den Sender mit 60 € pro Jahr unterstützen. Diese „Freunde von ByteFM“ sorgen dafür, dass der Sender unabhängig bleibt und der Verein wächst stetig, jedes Jahr um rund 800 neue Mitglieder. Für diese Unterstützer*innen von ByteFM, aber auch für uns Programm-Macher ist wichtig, dass es bei uns keine Werbespots gibt. Das wird sich nicht ändern.

Neues ByteFM-Studio (Bild: ©ByteFM)
Neues ByteFM-Studio (Bild: ©ByteFM)

Fördermitglieder haben Zugriff auf unser Sendungsarchiv und sorgen dafür, dass wir die wirtschaftlichen Arbeitsbedingungen für unser Team kontinuierlich verbessern können. Ich bin optimistisch, dass sich der Verein weiterhin positiv entwickelt und in ein paar Monaten hoffentlich 10.000 „Freunde“ ByteFM unterstützen. Vor ein paar Jahren wäre diese Zahl noch unvorstellbar gewesen! Werbespots sind absolut keine Alternative zu diesem viel attraktiveren Finanzierungsmodell.

RADIOSZENE: Unter Ihren finanziellen Unterstützern finden sich auch Kollegen aus der ARD. Offensichtlich beeindruckt Ihr Konzept auch das Lager der Mitbewerber. Kommt Ihnen bei der Programmausrichtung entgegen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich seit einigen Jahren aus den Feldern der anspruchsvollen Popkultur und musikjournalistischen Inhalten mehr und mehr zurückzieht?

Ruben Jonas Schnell: Bestimmt! So schade und auch traurig ich es finde, dass diese Inhalte bei öffentlich-rechtlichen Sendern immer stärker in den Hintergrund geraten, profitieren wir mit ByteFM von dieser Entwicklung. Offensichtlich gibt es viele Menschen, die sich für musikjournalistische Inhalte interessieren.

RADIOSZENE: Welche Rolle spielt in Ihrer Programmstrategie die Produktion von Podcasts?

Ruben Jonas Schnell: Podcasts spielen noch keine zentrale Rolle für ByteFM, aber eine immer größere. Wir produzieren Podcasts unter anderem in Kooperation mit den Hamburger Deichtorhallen, dem Reeperbahn Festival oder dem Städel Museum in Frankfurt. Ich kann mir vorstellen, dass weitere ähnliche Kooperationen dazu kommen. Der zentrale Ausspielweg für unsere Inhalte bleibt aber das Live-Programm. Denn wir lieben das Radio in Echtzeit!

„Offensichtlich gibt es viele Menschen, die sich für musikjournalistische Inhalte interessieren“

RADIOSZENE: Im vergangenen Jahr feierten Sie 15. Sendergeburtstag. Welche Wünsche und Ziele stehen bis zum nächsten Etappenziel auf Ihrer Agenda?

Ruben Jonas Schnell: Wir sind glücklich mit der aktuellen Entwicklung für ByteFM. Hoffentlich kann es so weitergehen. Wenn es uns gelingt, dass der ByteFM Förderverein im Laufe der nächsten Monate auf 10.000 Mitglieder anwächst, werden es vielleicht in fünf Jahren 15.000 Menschen sein, die uns unterstützen.

Laptop im Studio (Bild: © ByteFM)
Laptop im Studio (Bild: © ByteFM)

Das wird dafür sorgen, dass wir die großartige Arbeit unserer inzwischen rund 100 Moderator*innen und Team-Mitglieder auch wirtschaftlich immer besser honorieren können. Natürlich ist uns das sehr wichtig.
Darüber hinaus wünsche ich mir weitere interessante Kooperationen mit kulturellen und gesellschaftlichen Institutionen und bin neugierig auf die jungen Leute, die in den nächsten Jahren zu ByteFM finden, um unseren musikalischen und kulturellen Horizont zu erweitern. 
Wir freuen uns auf unsere Zukunft mit ByteFM!

Weiterführende Informationen

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