5 Jahre RADIO DARC auf Kurzwelle

Radio DARC big

Von Rainer Englert, DF2NU
(aus Amateurfunkmagazin CQ DL 4/2020)

Unter dem Motto „Von Funkamateuren für Funkamateure“ wird vom DARC seit nunmehr 5 Jahren durchgehend jede Woche ein flottes DX- und Technik-Magazin auf Kurzwelle 6070 kHz ausgestrahlt. Am 22. März feiern wir das 5-jährige Bestehen und 266 produzierte Sendungen. Immer sonntags um 11 Uhr MESZ gibt es die aktuellsten Meldungen aus dem Amateurfunk, Reportagen, Interviews, Technik-Tipps, DX-Meldungen und das aktuelle Funkwetter zu hören, ebenso wie schöne Musik aus den „goldenen“ 70er und 80er Jahren.

 

RADIO DARC ist die vereinseigene Rundfunksendung. In diesem wöchentlichen DX-und Kurzwellenmagazin erfahren Sie europaweit jeden Sonntag um 11 Uhr MESZ auf 6070 kHz interessante Neuigkeiten aus der Welt des Amateurfunks. Zusätzlich werden unsere Sendungen von 23 Bürger-Radios auf UKW und DAB+ übernommen.

Die Idee zum vereinseigenen „RADIO DARC“ entstand Anfang 2015 auf einem OV-Abend im Ortsverband München-Süd (C18). Das große Sterben der AM-Sender erreichte in diesem Jahr einen traurigen Höhepunkt. Die Verbreitung von Radiosendungen auf LW, MW und Kurzwelle wurde hierzulande Geschichte. Diese Begebenheiten, zusammen mit dem damals anstehenden 65. Geburtstag des DARC e.V., waren ein willkommener Anlass, nicht zu jammern – sondern ganz amateur-typisch eine eigene Kurzwellensendung aufzusetzen. Das Ergebnis kennen wir. Tausende von Kurzwellen-Enthusiasten verfolgen seitdem jeden Sonntag unsere Programme und durch die Übernahmen in viele Bürger-Radios können wir mittlerweile sogar mehr als 10 Millionen Menschen auf UKW und per DAB+ erreichen.

Der Anfang war nicht einfach

Es ist leichter gesagt als getan, ein gutes Radioprogramm zu entwickeln, vor allem dann, wenn man nicht über die Millionen-Budgets und Mitarbeiter-Stäbe der öffentlich-rechtlichen Anstalten verfügt. Obwohl sich das Projektteam schnell einig war, dass RADIO DARC professionell und inhaltlich anspruchsvoll sein sollte, war es auch der Wunsch, etwas von der Aura der alten Radio-Legenden AFN, Radio Luxemburg oder der Piraten-Seesender in die Gegenwart hinüber zu retten, die viele noch mit Erinnerungen aus der Jugend verbinden.

Die Haupt-Akteure v.l.n.r Christian DL8MDW, Rainer DF2NU, Eva-Maria DG9MFG
Die Haupt-Akteure v.l.n.r Christian DL8MDW, Rainer DF2NU, Eva-Maria DG9MFG

Es ist ein Wesenszug der Funkamateure, fehlende finanzielle Ressourcen durch Erfindungsgeist, Engagement und persönliche Netzwerke auszugleichen. So auch hier. Nach dem OK des DARC Vorstandes fanden sich sehr schnell durch Anfragen ein gutes Dutzend Funkamateure zusammen, die allesamt beruflich direkt oder indirekt etwas mit Radio oder Fernsehen zu tun hatten. Unabdingbar waren natürlich auch passende Sende-Dienstleister.

Conny Ferrin moderiert die wöchentliche Sendung für RADIO DARC (Bild: privat)
Conny Ferrin moderiert die wöchentliche Sendung für RADIO DARC (Bild: privat)

So betreibt Rainer Ebeling DB8QC den privaten 10 kW Kurzwellen-Sender Channel 292 in der Nähe von Ingolstadt und der Umstand war hilfreich, dass der Stationsmanager des ORS-Sendezentrums in Wien mit seinen vier Sendern und einem umfangreichen Antennenpark ebenfalls ein Funkamateur war, Ernst Vranka OE3EVA. Man wurde sich schnell handelseinig über die Finanzierung – unsere Sendungen waren geboren. Das erste Mal ertönte RADIO DARC am 22. März 2015 auf 6070 kHz und ist seitdem fester Bestandteil der Vereinsmedien geworden, neben der Clubzeitschrift cqDL, den Webseiten und dem Youtube Kanal.

Erfolge

Die Bilanz nach 5 Jahren Sendetätigkeit kann sich sehen lassen. RADIO DARC ist in dieser Form weltweit einzigartig. Kein anderer Amateurfunk-Verein produziert über Jahre hinweg ein eigenes wöchentliches Kurzwellen-Magazin, das zusätzlich auf vielen anderen Wegen wie UKW und DAB+ großflächig verbreitet wird. Rein ehrenamtlich geleistet, brauchen Inhalte, Qualität und Machart einen Vergleich mit weitaus besser ausgestatteten staatlichen Anstalten nicht zu scheuen. Ein absolutes Highlight und eine besondere Ehre war ein Interview mit dem Professor, Nobelpreisträger und Software-Autor Joe Taylor K1JT, welches er unserem Sender auf der HAM RADIO 2019 gab.

DF2NU im Gespräch mit Joe Taylor K1JT (Foto DL9SW)
DF2NU im Gespräch mit Joe Taylor K1JT (Foto DL9SW)

Mehrfach wurde die Redaktion schon von öffentlich-rechtlichen Sendern angefragt, ob sie von uns produzierte Beiträge zitieren und/oder per O-Ton übernehmen dürfen. So interessierte sich der Deutschlandfunk u.a. für ein Feature von Eva-Maria DG9MFG zum Thema „Funkstörungen durch PLC-Modems“ und auch der SWR. Diese Episoden zeigen, dass wir auf Augenhöhe und als seriöser Anbieter in der Radioszene wahrgenommen werden. Ein knappes Dutzend Amateurfunk-Redakteure erstellen jede Woche unter der Koordination des Autors DF2NU interessante Beiträge, in Summe bisher mehr als 200. In jede einzelne Sendung wird mehr als 10 Arbeitsstunden gesteckt – es soll ja schließlich alles fundiert und professionell sein, dazu schöne Musiktitel. 8000 QSL-Karten wurden in 44 Länder verschickt, tausende von Emails sind eingegangen.

Internationale Anerkennung

Das RADIO DARC Team bei einer Redaktionskonferenz (Bild: DF2NU)
Das RADIO DARC Team bei einer Redaktionskonferenz (Bild: DF2NU)

Einen weltweiten Achtungserfolg erzielte RADIO DARC während der 24. IARU-Region-1 Konferenz in Deutschland. Im September 2017 war der DARC Gastgeber der Tagung, auf der rund 200 Delegierte aus mehr als 50 Ländern im bayerischen Landshut zusammen kamen, um über wichtige internationale Themen im Amateurfunk zu beraten. Während der Veranstaltung war RADIO DARC mit einem eigenen Studio vor Ort und eine ganze Woche lang täglich weltweit in englischer Sprache zu hören. In zwei Sendeblöcken wurde mit 2x 300 kW Sendeleistung auf mehreren Frequenzen und Antennen top-aktuell über den Konferenzverlauf berichtet. Es gingen mehr als 2000 Empfangsberichte aus 40 Ländern ein, neben fast allen europäischen Ländern auch aus Australien, Japan, Neuseeland, Indien, Thailand und Indonesien. Besonders freute sich das Team über einen Rapport von der Neumayer-Station in der Antarktis, dort wurden die IARU-Sendungen auf 13775 kHz mit S9+40 dB so klar und deutlich wie ein Mittelwellensender aufgenommen. Ein Mitschnitt per MP3 lag dem Email zum Beweis bei. Auch bei der WRTC im Sommer 2018 in Jessen/Wittenberg war unser Radioteam mit dabei und berichtete weltwelt. Vor allem in den USA wurden die Reportagen und Interviews über die Contest-Weltmeisterschaft tausendfach gehört, ausgestrahlt auf 13860 kHz mit 300 kW und einer Vorhang-Antenne.

Rainer DF2NU und Eva-Maria DG9MFG beim Abmischen einer Sendung

Rainer DF2NU und Eva-Maria DG9MFG beim Abmischen einer Sendung

„Wir haben schon lange keine Kurzwellen-Rundfunksendung aus Deutschland mehr gehört, nachdem die Deutsche Welle QRT gemacht hat“ so ein Kommentar von Leon, NØGWM aus Denver, Colorado, der viele Jahre als US-Soldat in Bad Aibling stationiert war und früher oft die DW-Auslandssendungen verfolgt hatte. Er freute sich riesig, dass das wenigstens für einen Tag wieder anders war.

Neueste Entwicklungen

Anfang des Jahres 2018 gab es überraschende Neuerungen. Unser Mitarbeiter Jörg DM4DL aus Hamburg wurde bei einem lokalen UKW Bürger-Kanal namens TIDE RADIO 96,0 MHz vorstellig und präsentierte RADIO DARC. Der dortige Sendeleiter war sofort angetan und sagte zu, einen Sendeplatz für uns einzurichten. „Mal was erfrischend anderes, nicht nur immer Umweltschutz, Integration und Klima-Debatten“, so sein Kommentar.

Der „Gute Geist“: Sendetechniker Ernst Spitzbarth (Bild: DF2NU)
Der „Gute Geist“: Sendetechniker Ernst Spitzbarth (Bild: DF2NU)

Nach einigen Testsendungen und Hörer-Reaktionen in Hamburg war klar, dass wir dort dauerhaft auf UKW bleiben dürfen. Die Sendungen sind so angesehen, dass wir sogar einen Prime-Time Sendeplatz mittwochs um 18 Uhr zugeteilt bekamen. Dann ging es Schlag auf Schlag. Innerhalb von wenigen Wochen machte die Nachricht in der Szene der Bürger-Radios die Runde und knapp 2 Dutzend weiterer Kanäle meldeten Interesse für eine Übernahme an. DM4DL hatte alle Hände voll zu tun, das zu koordieren, entsprechende Verträge zu verhandeln und auch die FTP-Server einzurichten. Mit Stand März 2019 verfügt RADIO DARC über insgesamt 29 UKW-Sendeplätze bei 23 verschiedenen Bürger-Radios, so u.a in Hamburg, Berlin, Bremen, Ostfriesland, Neubrandenburg, Osnabrück, Weimar, Jena, Potsdam und sogar im österreichischen Graz (vgl. aktuelle Senderübersicht) .

Ausblick

Unser 100 kW Thomcast Sender in Wien (Foto DF2NU)
Unser 100 kW Thomcast Sender in Wien (Foto DF2NU)

Trotz aller Freude über 5 Jahre RADIO DARC scheint der längerfristige Ausblick ungewiss. Auch bei unserem Sendepartner, der ORS in Wien, gibt es mittlerweile erste Überlegungen, die nach wie vor intakte und voll funktionsfähige Sende-Anlage als „nicht mehr zeitgemäß“ in ein paar Jahren zu schließen. Ob eine Fortführung als reiner Podcast im Internet oder nur per UKW wirklich Sinn macht, das bleibt Diskussionsgegenstand. Auch muss die Finanzierung der Sendestunden und die personelle Aufstellung des Redaktions-Teams gesichert sein, denn damit steht und fällt das Projekt. Kaum jemand kann alleine 10 Arbeitsstunden pro Woche aufbringen. Wir hoffen jedenfalls auf weitere 5 Jahre RADIO DARC und viel Freude bei unseren Hörerinnen und Hörern.

Dieser Artikel erschien im „CQ DL“ , dem Amateurfunkmagazin des Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) e.V., Autor: Rainer Englert, DF2NU, Web-Layout: DH1EAG.

Video-Tipp:
Radio DARC on Air – DF2NU Amateurfunk Ham Radio – Prof. Dr. Ulrich Rohde N1UL, DJ2LR – dk2ndr

 

 

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