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Polen: Agora will restliche Eurozet-Anteile übernehmen

Radio TOK FM

Warschau. Der drittgrößte kommerzielle Radioanbieter in Polen „Agora“ hat bereits im Februar 2019 40% der Anteile an dem zweitgrößten Anbieter „Eurozet“ übernommen. Am Mittwoch (18.9.2019) kündigte Agora an, alle Anteile übernehmen zu wollen.

Radio ZET (Bild: Eurozet)
Radio ZET (Bild: Eurozet)

Vor der Übernahme steht die Überprüfung durch das Amt für Wettbewerbs- und Verbraucherschutz (UOKiK) an, ein Zentralorgan der polnischen Regierungsverwaltung. Agora ist auf dem polnischen UKW-Markt mit vier Radiomarken und den Onlineportalen tuba.fm/.pl vertreten. Zu Eurozet gehört das landesweite Radio Zet und vier Radiomarken mit einer geringeren technischen Reichweite. 

2018

Die französische Groupe Lagardère war lange Zeit Eigentümer des zweitgrößten kommerziellen polnischen Hörfunkanbieters Eurozet mit den Radiomarken ‚Radio Zet‘, ‚Chillizet‘, ‚Antyradio‘, ‚Meloradio‘ und einem großen Teil der religiösen Senderkette ‚Radio Plus‘. Im Jahr 2018 verkaufte die Groupe Lagardère alle ihre Anteile an ihrem osteuropäischen Hörfunkgeschäft an die tschechische Czech Media Invest. 

Februar – September 2019

Czech Media Invest war aber nur an den Hörfunksendern in ihrem eigenen Land interessiert und verkaufte alle ihre Anteile an dem polnischen Hörfunkveranstalter Eurozet an die in Warschau ansässige Agora AG (40%) und die SFS Ventures (60%). SFS Ventures ist ein tschechisches Gemeinschaftsunternehmen der in Prag ansässigen Sourcefabric, die Open Source Software für Nachrichtenhäuser entwickelt und der US-amerikanischen nichtkommerziellen Organisation Media Development Investment Fund (MDIF), die im Jahr 2005 von George Soros gestiftet wurde und heute von vielen Stiftern und Investoren unterstützt wird. Der Preis für 40% der Anteile betrug zum Zeitpunkt des Verkaufs 130.673.268 PLN, ca. 30 Mio. Euro. 

18. September 2019

Agora kündigte nun an, die restlichen Eurozet-Anteile von SFS Ventures erwerben zu wollen, um die volle Kontrolle über Eurozet zu erhalten. Eine Call-Option wurde bereits im Februar mit SFS Ventures vereinbart. Zur Vorbereitung der Übernahme wurde von Agora eine kartellrechtliche Anfrage an das Amt für Wettbewerbs- und Verbraucherschutz gestellt. In ihrer Investorenmitteilung betont Agora, dass die Entscheidung die Call-Option nutzen zu wollen nicht mit ihrem Vollzug gleichzusetzen und die Aktiengesellschaft zu nichts verpflichtet ist. Eine Entscheidung die Call-Option gegenüber der SFS Ventures auszurufen hänge von den Bedienungen ab, die der Präsident des Amtes für Wettbewerbs- und Verbraucherschutz der Agora auferlegen wird. Die Call-Option kann erst nach dem Ablauf von 12 Monaten nach dem signieren der Verträge zwischen Agora und SFS Ventures ausgerufen werden. Die Verträge wurden am 20. Februar 2019 unterzeichnet.

Radio Agora-Vorstand (Bild: Agora)
Radio Agora-Vorstand (Bild: Agora)

Agora wurde in der Wohnung des verstorbenen polnischen Regisseurs Andrzej Wajda gegründet, den Vertrag unterzeichneten Wajda selbst, sowie der Politiker und Hochschullehrers Zbigniew Bujak und der verstorbene Politiker und Journalist Aleksander Paszyński. Die erste Ausgabe der Tageszeitung Gazeta Wyborcza wurde am 8. Mai 1989 veröffentlicht. Ein Presse- und Medienhaus wuchs zu einem breit aufgestellten Unternehmen mit 47 Kinos, dem Filmverleih und Produktionsunternehmen NEXT FILM und Gastronomieketten sowie Foodtracks. Über ihr Unternehmen AMS bietet Agora Außenwerbung an, für die Werbung im Netz und Positionierung in den sozialen Netzwerken sorgen Hash.fm und ROI Hunter. Das Tochterunternehmen AMS übernahm in diesem Jahr 60% der Anteile an der Piano Group, die in 191 Fitnessclubs 900 Bildschirme bespielt. Agora steigerte in der letzten Woche auch ihren Anteil an dem Unternehmen ‚Online Technologies HR‘, einem Portal zur Mitarbeitergewinnung.

 

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